STEINBRUCH-MUSEUM - Stoabruch Büchlberg | Büchlberger Granit in aller Welt

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STEINBRUCH-MUSEUM

Büchlberger Granit in aller Welt:
Ein Besuch im Steinbruch-Museum lohnt sich
Ludwig Schmeizl erzählt
Ansicht der Gesamtanlage vom Orte aus
Büchlberg um 1910 – Der Steinbruch prägt das Ortsbild

Ganz schön überrascht war ein holländischer Urlaubsgast, als er erfuhr, dass ausgerechnet am Rathaus seiner Heimatstadt Rotterdam in Büchlberg gefertigte Steine verwendet wurden.
Schon vor dem 1. Weltkrieg waren holländische Städte wichtige Abnehmer von Werksteinen aus Büchlberg, vor allem beim Bau von Brücken und Schleusenanlagen. Auch für viele Städte der österreichisch – ungarischen Monarchie waren die Granitwerke der „Gebrüder Kerber“ ein wichtiger Handelspartner. Eine Schautafel im „Steinbruch-Museum“ zeigt die Verbindungen des Ortes Büchlberg mit vielen Städten des Deutschen Reiches. Beispielsweise wurden in Berlin die Fassaden der Equitable oder des Reichspräsidialgebäudes mit Büchlberger Granit gestaltet. Das Brückengeländer am Jungfernsteg in Hamburg fertigten und verlegten Büchlberger Steinmetze.
des vergangenen Jahrhunderts
Steinbrucharbeiter in den Zwanziger Jahren

Aus Büchlberg stammen u.a. die Granitarbeiten am Verwaltungsgebäude der Fa. Krupp in Essen. Der Transport der Werkstücke, der Denkmäler oder der Wellenverteiler war immer mit großem Aufwand verbunden. Dies dokumentieren die Bilder auf den Schautafeln im Ausstellungsraum, beispielsweise wird der Transport von gewaltigen Säurebottichen für die BASF gezeigt, die auf sechsspännigen Spezialwägen zur Bahnstation nach Kalteneck gebracht wurden. Ein Qualitätsmerkmal des gelblichen mittelkörnigen Granits aus Büchlberg ist seine Säurebeständigkeit, die ihn zwischen 1912 und 1930 für die chemische Industrie interessant machte. Da wurden im Steinbruch riesige Rohlinge aus der Wand gesprengt und an Ort und Stelle zu einem Quader geformt. Wie groß diese Bottiche waren, erkennt man, dass vier Mann im Innern gleichzeitig arbeiten konnten. Gleich nach dem Betreten des Dokumentationsraums wird die Entwicklung des Granitunternehmens Kerber zu einem der führenden Natursteinbetriebe dargestellt. 1870 eröffnete der Müller und Rapsölfabrikant Johann Kerber (1825 – 1891) aus Kammerwetzdorf einen Steinbruch in Büchlberg. 1905 arbeiteten fast schon Tausend Steinbrucharbeiter, Steinmetze und Verwaltungsangestellte in den Kerberschen Steinbrüchen in Büchlberg, Hauzenberg, Tittling oder Fürstenstein. „Das A und O des Erfolgs waren tüchtige und verständige Leute“, heißt es auf der nächsten Ausstellungstafel, denn Johann Kerber brauchte für seine hochwertigen Werkstücke qualifizierte Facharbeiter, die an der 1890 eröffneten Büchlberger Steinhauerschule ausgebildet wurden. Die im Museum ausgestellten Exponate zeugen vom hohen Niveau dieses Ausbildungsbetriebs. 1914 wurde die Steinhauerschule aufgelöst.
Mathias Pongratz, ein Zeitzeuge spricht
Mathias Pongratz, Steinhauer und Zeitzeuge
staubiger Arbeitsplatz
Ein Highlight der Ausstellung und wichtiges Zeitzeugendokument ist sicherlich die Audiostation, an welcher der ehemalige Steinmetz Mathias Pongratz (1920 – 2010) über Kindheit, Ausbildung, über politische und wirtschaftliche Krisenzeiten, das Leben im Betrieb und das Ende der Firma Kerber spricht. Ein alter Steinmetz wie er, der sein ganzes Leben am und im Steinbruch verbracht hat, kennt natürlich die verschiedenen Typen von granitischen Gesteinen und spricht sogar von dreierlei Steinen im Büchlberger Steinbruch. Auf der linken Seite vom Zugang zum Steinbruch aus gesehen wurde ein grobkörniges Gestein herausgebrochen und für Bauarbeiten, z.B. als Sohlenquader für den Kraftwerksbau, verwendet. Ein etwas hellerer Stein, „eigentlich der beste“, wurde von der Nordostseite gewonnen. „Der war nicht zu hart und nicht zu weich. Er war leichter zu bearbeiten, denn wenn er zu hart war, hatten wir nichts verdient.“

In der Südostecke, etwa beim heutigen Brücklein, sei ein recht guter, schnittiger Stein vorgekommen, der nach einem Hammerschlag mit scharfer Kante abbrach. Wer so lange mit Steinen zu tun hatte, kennt natürlich alle Feinheiten des Steins, und bei der täglichen Arbeit mit dem Handfäustel, dem Stockhammer, dem Schlag-, Spreng oder Spitzeisen wurde der Steinmetz sensibler als später mit dem Presslufthammer. „Werden die Steine an einem sonnigen Platz längere Zeit gelagert, werden sie ‚sperr‘, d.h. sie trocknen aus und sind dann schwerer zu bearbeiten als wenn sie frisch aus dem Gefels kommen“, so der Fachmann Pongratz.

An der Ostwand des Ausstellungsraumes erinnert die Tafel „Vom Bauerndorf zur Industriesiedlung“ an wichtige Schritte zur selbstständigen Gemeinde Büchlberg, denn vorher war Büchlberg nur ein Dorf der Gemeinde Leoprechting. Mit dem wirtschaftlichem Engagement der Unternehmerfamilie Kerber begann 1870 für den stark frequentierten Wallfahrtsort das Industriezeitalter. Den großen Aufschwung für das Granitwerk Kerber brachte die steigende Nachfrage nach Pflastersteinen im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts, als die Städte ihre Straßen besser befestigten, um sie für die Pferde auch im Winter griffiger zu machen. Die Granitwürfel lösten das holprige Kopfsteinpflaster ab. Die Nachfrage nach dem sogenannten „Wiener Würfel“ ( 7 * 7* 7 Zoll oder 7 * 7 *7,5 Zoll) stieg gewaltig an. Als das Kleinsteinpflaster in Gebrauch kam, das sich für den Pferdeverkehr im Winter noch besser bewährte als die großen Würfel, führte die Firma „Gebr. Kerber“ 1904 die Bornholmer Steinspaltmaschinen ein, nachdem sie als erste Firma die Lizenz zur Verwendung dieser schwedischen Erfindung für ganz Bayern erworben hatte. 1892 übernahmen die Söhne des Firmengründers, Karl und Johann Kerber, den Betrieb und führten ihn unter der Firma „Gebrüder Kerber“ weiter. Es entstanden neue Betriebs- und Verwaltungsgebäude, die Schmiede und die Steinsäge. 1896 bekommt Büchlberg einen Telefonanschluss. 1909 wird die Industrialisierung des Granitwerks mit der Elektrifizierung des Gesamtbetriebs, der Erstellung moderner Krananlagen, einer Kompressoranlage und der Ausrüstung mit Pressluftwerkzeugen weitergetrieben.
Wellenverteiler für Holland
Wellenverteiler für Holland
Effektive Werkzeuge
Effektive Werkzeuge
Steintransport nach Fischhaus
Seiltransport nach Fischhaus
Gelingt die Sprengung?
Gelingt die Sprengung?
Granitabbau mit einfachen Hilfsmitteln
Seit 1972 wird kein Material mehr aus dem Steinbruch gebrochen, die Bohrhämmer rattern nicht mehr, das Signalhorn, das eine Sprengung ankündigte und Arbeiter und Waldspaziergänger aufforderte, in Deckung zu gehen, wird nicht mehr gebraucht. Das Wasser, das früher abgepumpt wurde, hat sich im Kessel zwischen den steilen Felswänden angesammelt. Es stieg manchmal bis zur Höhe des Zugangs zum Steinbruch an und wird heute für verschiedene Zwecke nutzbar gemacht. Der daraus entstandene See, im Volksmund „Steinbruch-Weiher“ genannt – in Anlehnung an immer schon vorhandene Wasseransammlungen –, hat so eine konstante Tiefe von gut zwölf Metern erreicht. Weiden, Birken und Espen wuchern; am frühen Morgen tummeln sich Wildenten im Wasser. Zaunkönig, Waldlaubsäger, die Gelbbauchunke, die Zauneidechse, der Edelkrebs und zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tier und Pflanzenarten finden hier ihren Lebensraum.
aus hochwertigem Büchlberger Granit
Brücke in Düsseldorf - aus hochwertigem Büchlberger Granit
Werkstücke, fertig zum Abtransport
Werkstücke, fertig zum Abtransport
Bürgermeister Norbert Marold, Touristikvereinsvorsitzender
Interessierte Besucher: Bürgermeister Norbert Marold,
Touristikvereinsvorsitzender Josef Ritzer und
Touristikamtsleiter Rainer P. Poxleitner
Bereits 1978 wurden Verfahren zur Ausweisung eines „Landschaftsschutzgebietes Büchlberg“ und eines flächenhaften Naturdenkmals „Steinbruch Büchlberg“ eingeleitet. Am 24. Februar 1981 beschloss der Büchlberger Gemeinderat die Unterschutzstellung des Steinbruchs. 1988 hat die Gemeinde das Gelände mit Förderung durch den Bayerischen Naturschutzfond und den Landkreis Passau erworben, um seine Artenvielfalt und landschaftliche Schönheit zu erhalten und weiterzuentwickeln. 1984 wurde das Büchlberger Bergholz, das den Steinbruch umgibt, unter Landschaftsschutz gestellt, um eine „markante, landschaftsbestimmende Erhebung im Naturraum „Ilzvorwald“ in ihrem Charakter zu erhalten; die für die Ortschaft Büchlberg kennzeichnende Erhebung zu sichern; eine Pufferzone für den schutzwürdigen Bereich des aufgelassenen Steinbruchs zu gewährleisten und den besonderen Naherholungswert für den Ort Büchlberg zu erhalten.“
Der Steinbruch selbst wird als Naturdenkmal ausgewiesen und mit Schutzvorschriften und Verboten versehen. Aber wenn Verbote nicht mit der notwendigen Entschiedenheit kontrolliert und Fehlverhalten nicht geahndet werden, bilden sich schnell Gepflogenheiten heraus, die der ursprünglichen Schutzabsicht zuwiderlaufen. Meistens sind es Urlaubsgäste, die nach den markanten Gebäuden, nach der alten Schmiede oder nach der vermeintlichen Burg, dem um die Jahrhundertwende erbauten Verwaltungsgebäude der Firma Kerber, fragen - dem heutigen Anwesen von Dr. Christoph und Marion Kandziora, die den Ausstellungsraum für das Museum kostenlos zur Verfügung stellen. Einer der letzten Zeitzeugen, der Steinmetz Mathias Pongratz, starb 2010. Aber in seinen Erzählungen an der Audiostation sprudelt weiterhin die Freude über einen schöpferischen Beruf: Das Leben der alten Steinhauer wird wieder lebendig, die „Schrefern“ fliegen geradezu aus den Hütten, an der alten Drahtseilbahn türmt sich ein Berg Pflastersteine, Blökke werden aus dem „Gefels“ gesprengt, die Schwenkkräne ziehen die tonnenschweren Steingebilde aus den frisch abgesprengten Felswänden zur ersten Bearbeitung im Bruch, der Steinmetz sucht sich die Gänge, schlägt Keillöcher und treibt Eisenkeile in den Stein, bis dieser „aufmacht.“ Aber es wird noch eine schöne Zeit dauern, bis die Steinkünstler die Werkstücke in den Hütten, oft in Akkordarbeit, vollendet haben, und diese als Treppenstufen, Fenster und Türgerichte, Grabsteine oder Denkmäler am Lagerplatz an der alten Eiche oder am Kompressorgebäude zum Abtransport gestapelt werden. Im Büchlberger Steinbruchmuseum erfährt der Besucher vom Leben in und um den Steinbruch, von einem wichtigen Abschnitt der Büchlberger Industrie-und Sozialgeschichte, von Not und Entbehrungen, von der Gemeinschaft und vom freien Leben der Büchlberger Steinkünstler. Die Dokumentation im Steinbruchmuseum ist noch im Aufbau, vieles muss noch ergänzt, die Außenanlagen gestaltet werden. In Form eines geplanten „Steinweges“ soll auch der alte Büchlberger Friedhof in die Präsentation einbezogen werden. Aber ab Ostern 2015 kann das Museum besichtigt werden.

Adresse Granitmuseum:                                     

Steinbruchvorplatz Büchlberg                                  
Oberer Steinweg                                                                             
94124 Büchlberg

                                  

Öffnungszeiten:                                     

Jeden Mittwoch im Zeitraum                          
bis 30. September 2020
                        

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